In einer traditionell christlich katholischen Gemeinde wie Reil, ist es auch den Bürgermeistern erlaubt, den Herrgott um die Erfüllung des ein oder anderen Projektes zu bitten. Denn die Anträge an die Verbandsgemeinde, die Kreisverwaltung oder an die Landesbehörde sind kompliziert und deren Entscheidungen ungewiss. Und die eigenen dörflichen Kassen sind nach den diversen Verteilungen der Steuern schmal bemessen. Bevor jedoch der Herrgott in seinen andauernden Überlegungen zu einem Nein gelangt, sorgen die klugen Meister dafür, dass die Dinge inzwischen mit Erfolg erledigt sind. Das geht nicht alleine und die wenigen in der Gemeinde Beschäftigten werden schon für so viele Aufgaben benötigt.
Dörfer, wie Reil, sind auf die vielen Hände und Ideen der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer angewiesen. Viele Reiler Bürgerinnen und Bürger engagieren sich regelmäßig in den Vereinen, unterstützen Schule und Kindergarten, sind im Gemeinderat oder in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, organisieren die Treffen im Dorfgemeinschaftshaus und das Weinfest und sind in den unterschiedlichen Projekten und, und, und… tätig.
Ganz herzlichen Dank hierfür!
Neugestaltung rund um Reilkirch
Das im Besitz der Reiler Kirchengemeinde befindliche Gelände um den alten Friedhof Reilkirch wurde im Frühjahr 2021 auf Initiative eines Mitglieds des Gemeinderates ehrenamtlich neu gestaltet. Zunächst bearbeiteten zwei Winzer mit groben Maschinen die Brachflächen. Anschließend entfernten Freiwillige noch vorhandenes Unkraut und größere Steine. An einer gemeinsamen Pflanzaktion Mitte Mai beteiligten sich viele Reiler Bürgerinnen und Bürger sowie Mitglieder des Gemeinderates.
Im vorderen Bereich des Geländes wurden dabei 200 Lavendel gepflanzt. Um die Mauern herum wurden Blumensamen und Rasen eingesät. Die Fläche wird somit für Bienen und andere Insekten ökologisch wertvoll. Durch den Lavendel wird das Feld zudem optisch aufgewertet werden.
Die Gemeinde bedankt sich bei allen Helferinnen und Helfern. Dass viele Reiler Kinder dabei waren, freut uns sehr. Ein besonderer Dank für die 200 kostenlos zur Verfügung gestellten Lavendelpflanzen geht an Regine Reis von Blumen Burg und an Joachim Burg für den Blumensamen sowie den Reiler Jungwinzern für den Rasensamen.
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kümmern sich nun regelmäßig um alle anfallenden Pflegemaßnahmen rund um Reilkirch, so dass Blumenwiese und Lavendel wachsen und gedeihen.
Das Reiler Ehrenmobil – Landesweites Vorbild
Hätten wir es nicht, wir müssten es erfinden: Das Reiler Ehrenmobil! Die Idee eines individuellen Fahrdienstes entstand bei der Dorfmoderation in den Jahren 2011/2012. Dabei äußerten die Bürgerinnen und Bürger den Bedarf für einen mobilen Fahrdienst, der in Reil installiert sein sollte. Die Organisatoren Ruth Klink und Rafael Koch gingen sodann ans Werk. Mit viel Überzeugungsarbeit fanden die beiden wenige Monate später bereits 9 ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer. Diese waren bereit, mit ihren privaten Autos Fahrten zum Arzt, zum Friedhof, zur Bank oder zum Einkauf in Reil anzubieten.
Mittlerweile sind es 25 Personen, die ältere oder gehbehinderte Bürgerinnen und Bürger sicher von A nach B bringen, dabei teilweise weite Strecken überwinden. Und so funktioniert es: Interessierte Reiler melden beim Organisationsteam so früh wie möglich ihren Fahrtermin an. Das Orgateam erfragt aus dem Kreis der Fahrer, wer den Termin übernehmen könnte. Orgateam sowie die Fahrer führen ein „Fahrtenbuch“, in das die Fahrten eingetragen werden. Die Information, wer wen fährt, erfolgt telefonisch. Fertig! Die Fahrerinnen und Fahrer erledigen alles ehrenamtlich. Das heißt, sie stellen ihre Privat-PKW ́s zur Verfügung, ihre freie Zeit und zahlen den Sprit. Im Fahrzeug wird eine Spendendose mitgeführt, in die die Mitfahrer eine freiwillige Spende geben können. Die Fahrer sind über die Haftpflicht- und Unfallversicherung beim Gemeindeversicherungsverband in Köln bzw der Unfallkasse Rheinland-Pfalz versichert. Die Kosten in Höhe von etwa 35€ pro Fahrer jährlich trägt die Gemeinde, die voll und ganz hinter diesem tollen Projekt steht.
Und was natürlich nicht fehlen darf, ist ein Dankeschön an alle Fahrerinnen und Fahrer. So werden diese einmal im Jahr mit dem jeweiligen Partner bzw der Partnerin zu einem schönen Tag eingeladen. Gemeinsam wurden u.a. die Völklinger Hütte und der Geysir in Andernach besucht, ein leckeres Spanferkelessen oder ein Grillnachmittag organisiert. Ein besonderes Lob gilt den beiden „Urgesteinen“ des Reiler Ehrenmobils, quasi dem Herz und Hirn des Ehrenmobils: Ruth Klink und Rafael Koch. Sie haben dieses Erfolgsmodell ins Leben gerufen und zum Laufen gebracht. Die Ortsgemeinde ist stolz darauf und dankt den beiden von Herzen für ihr riesengroßes Engagement. Ruth und Rafael werden die Organisation nun in jüngere Hände geben. Doch eines ist sicher, Reil ist Dank den beiden zum Vorbild für viele weitere Dörfer geworden, die nun ebenfalls über ein Ehrenmobil verfügen.
Wir-Arbeitskreis (Wir In Reil)
Der Wir-Arbeitskreis und der Wir-in-Reil-Ausschuss sind eine Initiative des Gemeinderates zur weiteren Pflege und Weiterentwicklung der Lebensqualität für alle Altersgruppen in Reil. Mit hoher Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger des Dorfes sind viele neue Ideen zusammengetragen worden.
Leider hat die Corona-Pandemie seit Frühjahr 2020 die weitere Entwicklung und vor allem die Umsetzung der meisten dieser tollen Projekten unmöglich gemacht. Einige wenige konnten jedoch stattfinden wie die Elektroschrott-Sammelaktion im Februar 2022 und der Strickkreis im Winter 2021/2022.
Klimaschutz / Klikk aktiv
Klimaschutz in kleinen Kommunen durch ehrenamtliche Klimaschutzpaten
KlikK aktiv ist ein durch das Bundesumweltministerium gefördertes Modellprojekt das in Rheinland-Pfalz in drei strukturell unterschiedlichen Pilotregionen (Pfälzer Wald, Osteifel und Mittleres Moseltal) von der ENERGIEAGENTUR Rheinland-Pfalz in der Zeit vom 01.04.2018 bis zum 31.03.2021 durchgeführt wurde und auch weiterhin betreut wird.
In der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach wurden in mehreren Ortsgemeinden sogenannte „Klimaschutzpaten“ benannt. So auch in Reil. Häufige Treffen untereinander mit entsprechendem Erfahrungsaustausch fanden statt. Anfang des Jahres 2020 führte die Ortsgemeinde (in Anlehnung an das Vorgehen in der Stadt Traben-Trarbach) eine Fragebogenaktion zur Ermittlung des energetischen Ist-Zustandes aller Haushalte in Reil durch.
Dies diente zur Ermittlung zukünftiger Potenziale sowie einer effizienteren, klimaschonenderen und überwiegend kostengünstigeren Nutzung von Energie in unserem Dorf. Der Rücklauf von nahezu 20% der verteilten Bögen war im Vergleich zu anderen Orten als äußerst erfreulich zu bewerten. Aufgrund des hohen Anteils von Altgebäuden (Baujahr vor 1980) dominieren die Nutzung von Heizöl mit 67% und 13% Holz.
Für viele der Heizungssysteme besteht in den kommenden Jahren ein dringender Sanierungsbedarf! Erfreulich ist die Zunahme von alternativen Energienutzungen bei Neubauten.
Die Umfrageergebnisse wurden in mehreren Zeitungsartikeln, Einzelgesprächen und öffentlichen Veranstaltungen vorgestellt.
Am 8. Oktober 2020 fand im Sportlerheim des TUS Reil eine Bürgerinformation Dorfwärme mit geladenen Fachleuten statt.
Top 1: Begrüßung Ortsbürgermeisterin Elke Schnabel, REIL |
Top 2: Einführung & Ablauf Klimaschutzpate Wilfried Grooten, REIL |
Top 3: Dorfwärme (Möglichkeiten in Reil) Maximilian Kinn, Energieagentur Rheinland-Pfalz, TRIER |
Top 4: Energieeffizienz in Unternehmen, Dämmerung, Speichern Stefanie Weber, Energieagentur Rheinland-Pfalz, KAISERSLAUTEN |
Top 5: Umbau bestehender Ölheizungen -> Pellets Jörg Brusius, Schornsteinfeger, ZELTINGEN-RACHTIG |
Top 6: Photovoltaik (Möglichkeiten in Reil) Frank Dauns, Elektroinstallateur, REIL |
Top 7: Beantworten von Fragen |
Top 8: Verabschiedung und Ausblick |
Die Veranstaltung mit den Informationen und Beratungen insbesondere zu den entsprechenden Fördermöglichkeiten durch Bund und Land fand bei der Reiler Bürgerschaft großes Interesse.
Auch nach Abschluss des Pilotprojektes KlikK aktiv können bei der Ortgemeinde Informationen abgerufen werden. Die Energieberater/-innen bei der Verbandsgemeinde Traben-Trarbach und der Energieagentur Rheinland-Pfalz stehen mit aktuellem Fachwissen zu Verfügung (siehe EIFELMOSELHUNSRÜCK aktuell).
Biologische Vielfalt in Reil
Biologische Vielfalt oder Biodiversität steht als Sammelbegriff für die Vielzahl der Arten, die genetischen Besonderheiten innerhalb der Arten und die Vielfalt der Lebensgemeinschaften.
Somit bedeutet biologische Vielfalt mehr als nur Artenvielfalt und bei der Erhaltung der biologischen Vielfalt geht es entsprechend um mehr als den Schutz von Arten. In ihrem Facettenreichtum bildet die biologische Vielfalt für den Menschen Lebensqualität und eine der wichtigsten Überlebensgrundlagen. Tiere, Pflanzen, Pilze oder Mikroorganismen sorgen für sauberes Wasser, frische Luft, ein angenehmes Klima und fruchtbaren Boden für gesunde Nahrungsmittel.
Naturausstattung in der Gemarkung Reil
Aufgrund der tief in das Rheinische Schiefergebirge eingeschnittenen Lage ist das Moseltal aus klimatologischer Sicht eng mit dem Mittelrheintal verbunden und deutlich gegen die Höhenlandschaften von Hunsrück und Eifel abgegrenzt.
Das Flusstal weist ein eigenständiges Lokalklima auf, das auch in den pflanzen- und tiergeografischen Gegebenheiten deutlich zum Ausdruck kommt. Die relative Kontinentalität seines wintermilden, sommer- und herbstwarmen Weinbauklimas hat das Moseltal zu einer Wanderungslinie und einem Vorposten für zahlreiche submediterrane und kontinentale Tier- und Pflanzenarten werden lassen. Flora und Fauna in der Gemarkung Reil zeichnen sich durch eine große Vielfalt unterschiedlicher Arten mit einem hohen Anteil besonders geschützter Lebensräume aus.
Biotope der Natur- und Kulturlandschaft sind hier eng miteinander verzahnt. Großflächige Wald-, Weinbergs- und Wiesenbereiche, aber auch Trocken- und Feuchtlebensräume unterschiedlichster Sukzessionsstadien, durchsetzt von vielfältigen Felsformationen, prägen den einzigartigen Charakter des Moseltales und seiner Nebentäler.
So sind z.B. aus der formenreichen Gruppe der Eidechsen neben Zaun- und Mauereidechse insbesondere die Smaragdeidechse und die Blindschleiche in tlw. sehr hoher Individuenzahl in Reil vertreten. Brach- und Offenlandbiotope bieten einer Vielzahl wärmeliebender und gefährdeter Schmetterlings- und Falterarten den geeigneten Lebensraum. Turmfalke und Schleiereule gehören neben Garten- und Hausrotschwanz, Grünfink, Wacholderdrossel, Stieglitz, Kleiber und Gartenbaumläufer (um nur einige zu nennen) zu den „alltäglichen“ Brutvögeln des Ortsbereiches.
Aktivitäten in Reil für die biologische Vielfalt
Aktuell erfolgte auf Anregung der ENERGIEAGENTUR Rheinland-Pfalz (KlikK aktiv) eine Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule Bingen bei der Vor-Ort-Betreuung einer Studierendengruppe im Rahmen eines Praktikums für das Modul Landschaftsökologie. Die Gruppe wurde seitens der Ortsgemeinde am 10. November 2021 an ausgewählte Punkte geführt und mit Hintergrundinformationen versorgt. Die Ergebnisse der Studienuntersuchungen enthalten wertvolle Hinweise für die biodiverse Gestaltung von öffentlichen Grünflächen. Bereits realisierte Maßnahmen wurden bestätigt, aber auch neue Impulse und Anregungen erfolgten.
Bereits seit Jahren engagieren sich Reiler Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der „Wohnumfeldverbesserung“ mit der Landschaftsgestaltung (z.B. Lavendelfeld „Reilkirch“) und der Beseitigung von Fehlentwicklungen und tragen somit zur Biologischen Vielfalt bei.
Auf Wunsch einer seit Jahren aktiven Gruppierung fand am 3. Dezember 2019 eine erste Zusammenkunft mit den Teilnehmenden aus den beiden Fraktionen im Reiler Gemeinderat statt. Erörtert wurden alle Aspekte der Nachhaltigkeit mit den Schwerpunkten Energie, Naturschutz und Landschaftspflege, Müllentsorgung sowie Aus-/ Fortbildungsmaßnahmen und Aktionen für Erwachsene, Klein- und Schulkinder sowie die Teilnahme an überörtlichen Veranstaltungen (z.B. Woche der Artenvielfalt).
Regelmäßige Zusammenkünfte und Abstimmungen/Planungen wurden vereinbart.
Coronapandemiebedingte Verzögerungen und Ausfälle werden das Engagement aller Interessierten allerdings nicht mindern.
Neue Homepage Reil
Vom September 2021 an bis ins Frühjahr 2022 erstellten Mitglieder einer Projektgruppe die „Neue Homepage“ für die Gemeinde Reil. Die Homepage präsentiert unser liebenswertes Dorf in seiner wunderschönen Landschaft des Moseltales. Sie informiert die Reiler Bürgerinnen und Bürger über das aktuelle Geschehen in der Gemeinde und in der Nachbarschaft. Besucher und Gäste können sich über unsere Winzer, die umfangreichen und vielfältigen Möglichkeiten in der Gastronomie sowie zur Übernachtung informieren. Die zahlreichen Wander- und Radtouren, Ausflugsziele in der Umgebung und Verkehrsangebote ohne Auto zeigen Reil als idealen, zentralen Urlaubsort für jedes Alter.
Die Projektgruppe hat alle diese Details gesammelt und mit Unterstützung der Web-Agentur plan33 aus Pünderich, zu übersichtlichen und leicht zu steuernden Seiten der Homepage zusammengestellt. Viele Fotos zeigen unseren Ort im Wechsel der Jahreszeiten.
Alle Projektmitglieder haben ehrenamtlich gearbeitet. So wurden viele Stunden in Einzelarbeit, Kleingruppengesprächen und Projektgruppensitzungen geleistet.
Zur Projektgruppe gehören (alphabetisch):
- Dagmar Barzen
- Heinz Butzen
- Peter Jurjutz
- Klaus Lay
- Pia Leister-Dauns
- Elke Schnabel
- Alexa Strohschein
- und weitere
Viele Fotos wurden von Irma Treis zur Verfügung gestellt.
Die Homepage ist keine Momentaufnahme des Jahres 2022; sie wird weiter fortgeschrieben und aktualisiert.