Die Reiler Weinlagen gehören zur Großlage „Heißer Stein“ mit der Ortsbezeichnung „Reiler vom heißen Stein“. Die Reiler Sage begründet die Besonderheit und Berühmtheit des Weines der Gemeinde Reil „vom heißen Stein“.
Mit „heißem Stein“ ist der Schiefer
Im Boden bezeichnet, der in den Hängen zu Tage tritt und sich durch die Sonnenbestrahlung aufheizt. Dieser natürliche Speicher gibt seine Wärme in den Abendstunden und in der Nacht wieder an seine Umgebung ab und sorgt in dem windgeschützten Tal der Mosel für ein einzigartiges Mikroklima zwischen Hunsrück und Eifel. Schon in weniger als 1 km Entfernung in der Eifel oder auf dem Hunsrück ist Weinbau nicht mehr ertragreich.
Der Schiefer mit seiner Wärmespeicherung sorgt für ein üppiges Pflanzenwachstum und eine Reifung der Trauben auch spät im Herbst, wodurch der Rieslinganbau möglich ist. Außerdem geben der Aufbruch und Zerfall des Schiefers wertvolle Mineralien frei, die für den einzigartigen Geschmack des Moselweines sorgen.
Die Großlage unterteilt sich in Reil in 4 Einzellagen: Falklay, Goldlay, Mullay Hofberg und Sorentberg (Lay oder auch Ley sind Bezeichnungen für Schiefer).
Falklay
Das Gebiet Falklay liegt auf der linken Moselseite und umfasst alle Weinberge rund um das Dorf. Es hat die bei weitem größte Anbaufläche. Der Ernteertrag und die Qualität sind durch die verschiedenen Höhenlagen und Hangausrichtungen sehr unterschiedlich. Die „Falklay“ wird in eine Vielzahl von Kleinstgebieten unterteilt; Namen, die aus alten Flur- oder Lagebezeichnungen stammen, deren Herkunft heute unbekannt ist.
Dazu gehören: An Johannissteg, Bei Kirschenkreuz, In Klus, Auf Mühlenrech, Am Hasenborn, Auf Pates, Auf Laitscheid, Auf’m Sprung, In der Wolfskaul, Auf Rates, Kanelsbach, Pfahlbach, Im Kring, Fahlscheid, In Plantert, Trefft, Im Schweinert, In der Funkelshell, Dennkopf, Im Suret, Auf’m Gremmchen Im Nauert, In Breitrech, In der Burgerbach, Haasbach, Saalsbach, Auf dem Graben
Die erforderliche Flurbereinigung Mitte der 70er Jahre brachte die Neuzeit im Weinbau und strukturierte die Anbaufläche nach technischen und wirtschaftlichen Kriterien. Wesentlich dabei war auch, dass die größer zusammengefassten Weinberge alle neue Eigentümer bekamen. Notwendig war die Reform, weil nach der Einführung des französischen Erbrechts durch Napoleon (jedes Kind erbt zu gleichen Teilen) immer kleinere Eigentumseinheiten (oft waren es nur noch ein paar Weinstöcke) in den Weinbergen entstanden waren.
Außerdem fehlten viele Wege, die den Fahrzeug- und Maschineneinsatz erst möglich machen. Die vorher klar abgegrenzten Kleinstlagen wurden aufgelöst und gingen in größeren Einheiten unter. Heute werden noch viele der Ortsbezeichnungen benutzt, andere sind schon weitgehend vergessen, auch weil die Bewirtschaftung inzwischen aufgegeben wurde.
Goldlay
Wer den Goldlay sucht, schaut über die Brücke auf die rechte Moselseite. Oberhalb der Brücke zieht sich die Hangmulde des Graubaches bis hinauf zum Wald. Das ist die südliche Grenze der Goldlay; moselabwärts endet das Gebiet bereits nach einigen hundert Metern. Der Name ist richtig gewählt. Es ist die beste Reiler Weinlage. Nach Westen, teils südwest ausgerichtet, lässt die hohe Ausbeute an Sonnenstrahlen den Riesling im späten Herbst goldgelb werden. Das vollreife Aroma prägt die hochklassigen Weine, die goldene Farbe verkündet den Genuss.
Mullay Hofberg
Der Mullayer Hof wurde bereits im 12. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Er liegt ca. 3 km moselaufwärts von Reil. In diesem Gebiet erheben sich steile Schieferfelsen und Hanglagen. Auch diese wurden für den Weinanbau erschlossen. Auf den nach Süden ausrichteten Seiten der Schieferfelsen sind Terrassen angelegt, die zum Teil mit nur ca. 30 Stöcken bepflanzt sind. Der Blick auf dieses Stück Kulturerbe ist wunderschön und beeindruckend; die Arbeit in den Weinbergen ist wie früher, Knochenarbeit. Alles muss zu Fuß hochgetragen, das Lesegut heruntergetragen werden. Es gibt keine Fahrwege, nur Pfade durch die Weinstöcke und über Treppen aus Schieferstein. Die Terrassenmauern wurden von Hand erbaut und von Hand erfolgt jede Winzerarbeit an den Weinstöcken.
Dieser traditionelle Weinanbau wird nur noch von wenigen Winzern betrieben, die, wenn das Wetter mitspielt, durch einen einzigartigen Wein belohnt werden.
Sorentberg
Wissenbachschiefer (Rotschiefer mit Muscheleinschlüssen), das ist der Bodentyp des Sorentberg. Es gibt an der Mosel nur diese eine Weinlage mit dieser Schieferart, knapp 10 Hektar groß, mit extremer Steillage, 100 Prozent Südhang, kühles Klima in einem gut durchlüfteten, abgeschlossenen Tal gelegen. 25 Jahre lagen die Weinberge weitgehend brach, nur noch eine Parzelle wurde gepflegt.
2 junge Winzer (einer aus Südtirol) begannen 2012 mit der Rekultivierung von Brachlagen. Dabei fanden sie unter Gestrüpp einen alten Weinberg mit 1000 Stöcken. Alle alten Reben und die Neuanpflanzung auf 3ha bringen einen besonderen Wein hervor, eine echte Rarität mit bemerkenswerter Qualität. Wer vom Sorentberg noch nie gehört hat und sich nicht genau nach seiner Lage erkundigt hat, wird ihn nie zu sehen bekommen. Auf den Reiler Moselhöhen gibt es nur ganz wenige Stellen, die einen Blick auf einen Teil des Berges erlauben.
Nimmt man es genau, dann liegt er bereits in der Eifel auf dem Gebiet der Gemeinde Reil. Es ist ein Seitental des Alfbachtals, das ein Seitental der Mosel ist. An der B49, Zufahrt Reil in Richtung Alf, biegt ein kleiner Wirtschaftsweg (Anlieger frei) in das Saalbachtal ein. Das ist alles nicht besonders beschriftet und frei zugänglich für Wanderer und Radfahrer. Doch der Weg lohnt sich, weil der Hang eine gewaltige Überraschung ist.